Einflüsse von Art Deco und Expressionismus - Fassadengestaltung der 1920er und 30er Jahre im Nordkreis Diepholz

Freitag, 6. September 2019, bis Sonntag, 24. November 2019 | täglich 14:00 - 18:00 Uhr | Café und Spieker

 

Eine Ausstellung zum Tag des offenen Denkmals mit Bildmaterial aus dem Syker Archiv.

 

Wandel in der Architektur vor fast 100 Jahren:  Art Deco und Ziegelexpressionismus - ein zarter Aufbruch in den Nordkreisgemeinden.

 

Auch in unserer Region hat sich das Straßenbild vor fast 100 Jahren merklich verändert. Art Deco und Ziegelexpressionismus prägten die Gestaltung von Gebäudefassaden und sind bis heute vielfach erkennbar.

Die Ausstellung zeigt ausgewählte Beispiele aus dem Nordkreis Diepholz, Fotos aus den städtischen Archiven von Syke und Weyhe.

 

 Ausstellungseröffnung: Freitag, 06. September, 19:00 Uhr, mit einem Lichtbildervortrag des Stadtarchivars Hermann Greve

 

Bericht in der Kreiszeitung

 

Über die Wilhelmstraße in Syke schreibt Hermann Greve:

 

"In den letzten Friedensjahren der wilhelminischen Kaiserzeit wurde das aufstrebende Kreiszentrum Syke von einem wahren Bauboom erfasst. Unter denen, die sich ein großes Stück vom Kuchen abschnitten, befand sich Zimmermeister Karsten Nienstädt. Er besaß ausgedehnte Ackerflächen am Steinkamp und plante den Bau der Wilhelmstraße. Nach dem Wunsch der Fleckensverwaltung sollte sie das Herzstück eines Villenviertels bilden. Noch ehe die Straßenverbindung zwischen Steinkamp und Waldstraße Formen annahm, konnte 1910 das erste Haus (heute Steinkamp 16) bezogen werden. Mit zurückhaltenden Fachwerkzitaten folgten 1911/12 unter anderem Steinkamp 18, von 1940 bis 1945 Sitz der NSDAP-Kreisleitung, und die Wohnhäuser Wilhelmstraße 24 und 26.

 

Fassadenputz beherrschte zunächst die Neubauszene, erst seit Mitte der 20er Jahre nahmen Backsteinverblender ihren Platz in der Wilhelmstraße ein. Dunkelrote und blauschwarz schimmernde Klinker, bevorzugter Werkstoff des Ziegelexpressionismus, kamen bei der Errichtung des Finanzamtes für die Kreise Syke und Hoya zum Einsatz. Eine umwälzende Finanzreform hatte 1920 zur Gründung der Dienststelle geführt. Sykes Bürgermeister Hinrich Hanno war es gelungen, das neue Amt in seinen Flecken zu holen und ihn damit als Behördenort aufzuwerten. Zunächst bezogen die Steuerbeamten Mieträume im „Bahnhofshotel“ am Ernst-Boden-Platz, doch angesichts wachsender Aufgaben mussten weitere Zimmer angemietet werden, diesmal im weit entfernten Hotel „Schützenhaus“. Dem Provisorium wurde ein schnelles Ende bereitet, als 1925 der Startschuß für den Bau eines eigenen, dreigeschossigen Gebäudes an der Wilhelmstraße fiel. Den Entwurf hatte der in Bremen tätige Regierungsbaurat Fromm vorgelegt. Unter seiner Leitung wurde das Finanzamt bis 1926 von Karsten Nienstädt und den Unternehmern Ahrlich aus Kirchweyhe fertiggestellt. Mit ihrem monumentalem Hauptportal und ihren

Ausluchten über dreieckigem Grundriß weist die Straßenfront vom Portal des Finanzamts Syke                                                                                                       Expressionismus beeinflußte Gestaltungsmittel auf, ebenso die durch 

                                                                                                                                   Mauervorlagen gegliederten Eingangsbereiche der Süd- und Ostseite."

 

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